Sempervivum tectorum & S. globiferum ssp. lagarinianum

Semperviven am Lago di Garda

Dach-Hauswurze heißen sie und vielleicht gehören sie deswegen auch zur Gruppe der übersehenen Pflanzen. Denn, wer schaut schon auf die Dächer, wenn Glück und Geld nach einer alten Redensart doch auf der Straße liegen?

Dabei wird aber tatsächlich übersehen, dass die Hauswurz eine der interessantesten Pflanzen in den Bergen ist. Jedenfalls sehen wir es so.

Am Gardasee gibt es nur zwei Arten, die aber in ihrem Farbspiel und ihrer Vitalität jeden Pflanzenfreund begeistern werden. Der Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum) ist rund um den See zu finden. Wobei die Aussage einzuschränken wäre auf: rund um den nördlichen See.

An den straßennahen Felsanrissen zeigen sich die Dach-Hauswurze (Sempervivum tectorum) in ihrer ganzen Pracht. Der Vorfrühling ist die beste Zeit für sukkulente Pflanzen, denn mit dem Vorrücken des Jahres werden sie oft von anderen Pflanzen überwuchert. Und weil im Hochsommer die kontinuierliche Zufuhr von Feuchtigkeit nicht immer gewährleistet ist, sind sie eher unscheinbar und werden völlig zu Unrecht leicht übersehen.

Die zweite Art, die in der Nähe von Spiazzi vorkommt wird von vielen Botanikern zur Gattung Jovibarba gestellt. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit Sempervivum behandeln wir sie aber unter der gleichen Überschrift.

Obwohl das Vorkommen von Sempervivum globiferum (Synonym: Jovibarba globifera) seit etwa zwei Jahrhunderten bekannt ist, war die endgültige Einordnung in das binäre System doch noch nicht ganz klar. Die bei Spiazzi vorkommenden Jovibarba wurden seit 1822 als Sempervivum hirtum (Jovibarba hirta bzw. Jovibarba globifera subsp. hirta bzw. Sempervivum globiferum subsp. hirtum) benannt.

2008 schlug Lorenzo GALLO vor, die in der Gegend des Lagarina-Tales endemisch vorkommenden Sempervivum globiferum (Syn.: Jovibarba globifera) von Sempervivum globiferum subsp. hirtum (Syn. Jovibarba globifera subsp. hirta) als neue Unterart abzugrenzen. Er beschrieb und benannte sie als Jovibarba globifera ( L. ) J.Parn. subsp. lagariniana L.Gallo 2009.

Dieser Exkurs soll, wenn auch nur ansatzweise und exemplarisch, verdeutlichen, wie kompliziert und verwirrend sich die Einordnung einer Pflanze in das natürliche System zuweilen gestaltet.

Natürlich muss man das alles gar nicht wissen, um sich an den Pflanzen zu erfreuen. Der Blühtermin der letztgenannten Art fällt übrigens in den August/September und die besten Standorte sind extrem absturzgefährdet.

Sempervivum globiferum L. ssp. lagarinianum bei Spiazzi