Dr. h.c. Fritz Köhlein

Hätten Sie das von Carl von Linné (1707 1778) gedacht? Angriffe seiner naturwissenschaftlichen Widersacher beantwortete er entweder gar nicht oder nur in Form von intelligenten Seitenhieben. Der Naturforscher Georges-Louis Marie Leclerc, Comte de Buffon bekam das ebenfalls zu spüren. Entgegen der von Linné vertretenen Auffassung, dass die ganze Natur mit Hilfe der binären Nomenklatur erfasst werden kann, vertrat Buffon die Ansicht, dass die Natur zu vielfältig sei, um sich in einen so engen Rahmen einzwängen zu lassen. Buffons bezog seine Überzeugung aus Beobachtungen und Experimenten. Er versuchte, die Entstehung der Lebewesen durch Urzeugung aus kleinsten Teilchen und ihre Entwicklung als Folge klimatischer Änderungen zu erklären, und setzte dem hierarchischen System Linnés die Idee einer evolutionären Stufenleiter entgegen.

Linné rächte sich gegen den Angriff auf seine Theorie, indem er ausgerechnet die Erdkröten nach dem durchaus verdienten Naturwissenschaftler Buffon benannte und die Familie Bufonidae auch nur mit einem einzigen f geschrieben hat.

Auch dem Gartenexperten Fritz Köhlein aus dem oberfränkischen Bindlach unweit der Kreisstadt Bayreuth wurde die Ehre zuteil, dass eine Pflanze nach ihm benannt wurde. Zwar nicht in nomenklatorischer Form, sondern als Sortenbezeichnung. Dr. Fritz Köhlein nannte der Semperviven-Fachmann Volkmar Schara eine Kreuzung aus mehreren Sempervivum- Arten/Sorten. Die Eltern der Sorte sind zwar nicht mehr eindeutig identifizierbar, allerding dürfte das Erbgut von Zannalee eine gewisse Rolle gespielt haben.

Die Pflanze hat sicher bei vielen Sukkulentenfreunden einen Ehrenplatz in der Semperviven-Sammlung und auch bei Fritz Köhlein wächst die rotgoldene Sorte in einem Steintrog und fühlt sich sichtlich wohl.

Volkmar Schara ehrt damit einen Mann, dem neben seinem Fachwissen eine ganze Reihe besonderer Eigenschaften nachgesagt werden. Der Autodidakt Fritz Köhlein hätte jedenfalls einen Widersacher sicher nicht wie Linné behandelt, denn sein Motto lautet Ehre wem Ehre gebührt .

Weil gerade der Begriff Autodidakt gefallen ist, möchten wir auf eine besonders sympathische Eigenschaft Fritz Köhleins hinweisen. Autodidakten zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie auf andere besonders besserwisserisch wirken. Sie haben sich schließlich ihr Wissen mit großem Fleiß und noch mehr Ausdauer angeeignet und lassen deshalb abweichende Auffassungen Anderer nur selten gelten. Ganz anders Fritz Köhlein, der gelassen und souverän auch Meinungen gelten lässt, die sich nicht mit seiner eigenen decken.

In über 600 Beiträge für Fachzeitschriften und in rund 20 Fachbüchern hat er Gartenfreunde über Jahrzehnte hinweg an seinem Wissen teilhaben lassen.

Fritz Köhlein mit dem Labrador Mex des Co-Autors Manfred Rothmeier

Neben profunden Kenntnissen in der Pflanzen- und Gartenkunde beeindruckt auch die Begabung Fritz Köhleins, Pflanzen geschmackvoll zu arrangierten. Kein Wunder, dass ihn die Universität Bayreuth mit dem Titel eines Doktors (Dr. h.c.) ausgezeichnet hat. Es fällt sehr schwer, sich einen Menschen vorzustellen, der dieser Auszeichnung würdiger wäre als Fritz Köhlein.

Manfred Rothmeier, Lothar Mayer

Teilansicht des vielfältigen Köhlein- Gartens mit Salbei, Phlox, Helenium und Rudbeckien

Teilansicht des Gartens mit Blick auf das Wohnhaus

Echeveria-Beet mit E. agavoides, E. elegans, Agave inaequidens und Verbena bonariensis

Ein wundervoller Aspekt im Steingarten mit:

Ajuga reptans 'Burgundy Glow', Geum betonifolia, Gentiana angustifolia 'Frei',

Helianthemum nummularium, Primula marginata, Sedum rupestre 'Angelina',

Sedum spathulifolium und einer Sempervivum Hybride.

Semperviven & Saxifragen

Eine prachtvolle Sempervivum calcareum 'Major',die Dr. h.c. Fritz Köhlein in den 80er Jahren

von dem Leiter des botanischen Gartens in Budapest Prof. Dr. S. Priszter erhalten hat.

Ein besonders dekoratives Pflanzgefäß für Semperviven

Der Strohhut gehört zu den unentbehrlichen Accessoires eines praktizierenden Gärtners, dem im Laufe der Jahrzehnte die Fülle des Haupthaares abhanden gekommen ist. Und wo anders als im eigenen Garten könnte sich ein derart umfassendes Wissen entwickeln? Die Leser der Köhlein- Gartenbücher, die bereits eine kleine Gartenbibliothek begründen können, profitieren davon.

Bücherliste:

  • Pflanzen vermehren, Erstausgabe 1972

  • Gartenarbeiten, Erstausgabe 1976

  • Freilandsukkulenten, Erstausgabe 1977

  • Saxifragen, Erstausgabe 1980

  • Iris, 1981

  • Primeln, 1984

  • Nelken, 1990

  • Enziane und Glockenblumen, 1986

  • Kleine Pflanzen für kleine Gärten, 1989

  • Schöne Troggärten und bepflanzte Steine, 1990

  • Schöne Rittersporne, 1992

  • Hosta, 1993

  • Das neue große Blumenbuch, Köhlein/Menzel 1992

  • Das große Buch der Stauden und Sommerblumen, Köhlein/Menzel 1994

  • Das große Buch der Steingartenpflanzen, 1994

  • Die Haus- und Kübelpflanzen, 1997

  • Viola, 1997

  • Mohn und Scheinmohn, 2003

  • Freilandsukkulente, Hauswurz, Fetthenne und Co., 2005

  • Dauerhafte Gärten durch langlebige Stauden, 2005

Mitarbeit an größeren Werken:

  • Kulturpraxis der Freiland-Schmuckstauden, 1997 (Mitherausgeber)

  • Freiland-Schmuckstauden, 2002Das große Ulmer-Buch der Gartenpflanzen, 2000

  • Das große Ulmer-Buch der Gartenpflanzen, 2000