Saxifraga arachnoidea

Der Spinnweb-Steinbrech (Saxifraga arachnoidea)


Es könnte schon passieren, daß sie nach einer Bergwanderung, noch immer leicht berauscht von ihrem Finderglück, den Fundort des Spinnweb-Steinbrechs (Saxifraga arachnoidea) haargenau in ihrem Wandertagebuch festgehalten haben, aber im nächsten Jahr an der besagten Stelle stehen und an allem, auch und vor allem an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln beginnen. Das gibt es doch nicht! Wo ist der Spinnweb-Steinbrech geblieben?
Das Rätsel löst sich, wenn man weiß, daß die Pflanze zweijährig ist. Das Pflänzchen kann nach einer Vegetationsperiode einfach verschwinden und erst dann wieder keimen, wenn die Luft, -Licht und hydrologischen Bedingen passen. Dieser Umstand wird aber in den mir vorliegenden Pflanzenführern und Bestimmungsbüchern nicht erwähnt. Lediglich Fritz Köhlein benennt die Zusammenhänge in seinem Werk „Saxifragen“, das bereits 1995 bei Ulmer erschienen ist.

Grazil und nur auf der Westseite des Gardasees zu finden

Über die Blattbehaarung kann die Pflanze in einem feuchten Kleinklima gut existieren

Ausschließlich im Westen des Gardasees findet man den zarten, oft schwer zu entdeckenden Steinbrech. Saxifraga arachnoidea gilt als Reliktendemit. Unter überhängenden Felsen mit speziellem Kleinklima, in denen die Pflanze vor direkter Sonneneinstrahlung und Regen geschützt ist, wird man sie bei einigem Glück entdecken können.

Der Durchmesser der Blüte liegt bei etwa 7mm

Allerdings, und auch das ist überraschend, kann es zu ausgesprochenen Massenansammlungen kommen, die dann im nächsten Jahr möglicherweise schon nicht mehr existieren.

Massenbestand unter einem überhängenden Felsen

Nun sieht der Spinnweb-Steinbrech so gar nicht danach aus, als könnte er Steine brechen. Die Herkunft dieses, im deutschen Sprachgebrauch üblichen, Begriffs ist ein anderer. Früher glaubte man, Abgüsse von Steinbrechpflanzen könnten zur Linderung von Gallen- oder Blasensteinen genutzt werden.
In Blüte erlebt man die zerbrechliche Pflanze in den Monaten Mai bis August. Sie wächst in Höhen zwischen 600-1800 m. Keiner der heute bekannten Standorte ist weiter als 18 km von Storo, einer kleinen Stadt etwa 5 km nordöstlich des Lago d’Idro, entfernt.